Anlagentechnik für Süßwaren als alternative Darreichungsformen von OTC-Produktion

Janik Hoffmann, Leiter TB-Pharma bei WDS

Der Trend, einfache Fruchtgummis als alternative Darreichungsform für Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente zu verwenden, hat die Anforderungen an die Hersteller von Süßwarenmaschinen hinsichtlich Produktqualität und -sicherheit deutlich erhöht. Winkler und Dünnebier Süßwarenmaschinen (WDS) hat in den letzten Jahren sukzessive das Produktportfolio sowie das hygienische Design und die Reinigbarkeit der Süßwarenmaschinen erweitert. Gängige Qualitätsstandards aus der Pharmaindustrie wurden implementiert, so dass aus einem breiten Spektrum an Möglichkeiten die qualitätsrelevanten Produktanforderungen der Kunden gezielt in die Anlagentechnik und die damit verbundene Anlagenqualifizierung eingebettet werden.

Bisher haben sich vor allem OTC-Produkte, also frei verkäufliche Produkte, Nahrungsergänzungsmittel und Nutraceuticals am Markt durchgesetzt. Erste Unternehmen vertreiben jedoch bereits, je nach Absatzland, apothekenpflichtige oder sogar verschreibungspflichtige Arzneimittel in Form von Jelly-Produkten. Weltweit werden immer mehr Produkte von den zuständigen Aufsichtsbehörden zugelassen. Starke Zuwachsraten sind bei den verschiedenen Wirkstoffzusätzen zu beobachten: Von Vitaminen über THC bis hin zu Schmerzmitteln.

Anlagengestaltung nach pharmazeutischen Standards

Bei WDS wurden bereits 2019 mit der Anmeldung der Marke „sweetOTC“ und dem Aufbau einer eigenen Fachabteilung die Weichen für die Ausrichtung auf den Pharmamarkt gestellt. Kernaufgabe in diesem Bereich ist es, gezielt auf die Produktanforderungen der Kunden einzugehen. So werden erhöhte Anforderungen an die Anlagenhygiene bis hin zur vollständigen Anlagenqualifizierung nach GMP-Regeln umgesetzt. So können Süßwarenhersteller einzelne Verfahren der pharmazeutischen Industrie, zum Beispiel die Chargenrückverfolgung, für ihre Qualitätssicherung nutzen oder auch umfangreiche Maßnahmenpakete wählen. Die Themenschwerpunkte Produktionsprozesse, pharmazeutische Qualitätssicherung und hygienegerechte Gestaltung der Anlage sind häufig miteinander verknüpft und werden oft in einem Atemzug genannt. Dennoch ist es wichtig, die Begriffe voneinander abzugrenzen. WDS möchte seinen Kunden anforderungsorientierte Anlagen und Dienstleistungen anbieten, denn es sind die identifizierten, kundenspezifischen Risiken, die das Maßnahmenpaket bestimmen, um den Süßwarenhersteller mit einer maßgeschneiderten, wirtschaftlich sinnvollen Lösung bei seinem nächsten Produkt zu unterstützen.

Puderlose Anlagentechnik auf dem Vormarsch

Bei der Wahl für das Herstellungsverfahren eines OTC-Produkts ist die zugrunde liegende Risikobewertung hinsichtlich Produktqualität und -sicherheit maßgeblich. „Grundsätzlich kommen alle klassischen Herstellungsverfahren für Süßwaren für die Produktion von OTC-Produkten in Frage. Jedoch erkennen wir einen klaren Trend zu puderloser Anlagentechnik für Gummi- und Geleeprodukte im OTC-Sektor“, erklärt Janik Hoffmann, Leiter des TB-Pharma bei WDS. Puderlose Anlagen dosieren in Polycarbonat- oder Silikonformen und teilweise direkt in einzeln verpackte und portionierte Blisterverpackungen. Je nach Anforderungsprofil ist aber auch das klassische Mogulverfahren für die OTC-Produktion einsetzbar. Es gibt verschiedene Argumente, die für oder gegen das Formpulververfahren sprechen. Formpulver kann nur mit großem Aufwand vollständig ausgetauscht werden, Kreuzkontaminationen werden dadurch begünstigt. Allerdings ist das Mogulverfahren flexibler, beispielsweise bei der Formgebung der Produkte.

Herausforderungen in der Herstellung verschiedener OTC-Produkte auf einer Linie

Durch den Einsatz von Polycarbonatformen, die in der Anlage verbleiben und zyklisch umspritzt werden, ergeben sich neue Möglichkeiten. Optische und gravimetrische Kontrollen sowie eine Werkzeugverfolgung stellen sicher, dass die Werkzeuge an der aktuellen Position in der Anlage alle qualitätsrelevanten Kriterien erfüllen. Formen mit fehlerhaftem Produkt können gezielt ausgeschleust und durch saubere Formen ersetzt werden. Durch automatische Wechselsysteme können Satzwechsel von mehreren hundert Formen automatisiert durchgeführt werden. Die Formen können heiß und mit säure- und laugenhaltigen Mitteln gereinigt werden. Die Produkte können nach Wunsch sortiert ausgeformt und nachbehandelt werden. Hohe Anforderungen an die Hygiene werden unter anderem dann gestellt, wenn verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Wirkstoffen auf einer Linie hergestellt werden sollen: Heute ein Melatonin-Gel, morgen etwas zur Verdauungsförderung. Die Voraussetzungen für eine solche Varianz auf einer Linie werden bereits in der Anlagenkonzeption geschaffen und ermöglichen eine Chargentrennung sowie die Vermeidung von Kreuzkontaminationen.

Im hauseigenen WDS-Technikum kann die Entwicklung neuer Produkte umfassend begleitet werden, um anschließend eine maßgeschneiderte Anlagentechnik anbieten zu können.
 

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