Bayer und Charité planen Translationszentrum für Gentherapien und Zelltherapien

Baubeginn für 2025 geplant

Bayer und die Charité haben Mitte Juni 2024 Pläne zur Errichtung des „Berlin Center for Gene and Cell Therapies“, eines Translationszentrums für Gen- und Zelltherapien, vorgestellt. Gefördert und finanziell unterstützt wird das Projekt maßgeblich von der Bundesregierung und dem Land Berlin. Ziel des gemeinsamen Vorhabens ist es, die Behandlungsmöglichkeiten dieser Technologien schneller für Patienten verfügbar zu machen und gleichzeitig in Berlin ein führendes Biotech-Ökosystem für neuartige Therapien aufzubauen. Translation bezeichnet die Überführung von Forschungsergebnissen in die Gesundheitsversorgung.

Gen- und Zelltherapien haben ein enormes Potenzial für die Behandlung von Krebs, Autoimmunerkrankungen, neurodegenerativen Erkrankungen und vielen seltenen genetischen Erkrankungen. Sie sind damit Hoffnungsträger für Menschen, bei denen konventionelle Therapien versagt haben oder für die es noch keine wirksame Behandlung gibt. Um vielversprechende Ergebnisse aus der Grundlagenforschung schneller zum Patienten zu bringen, wollen die Charité und Bayer auf dem Bayer-Campus am Nordhafen in Berlin-Mitte ein Translationszentrum für Gen- und Zelltherapien errichten. Hier sollen Start-up-Unternehmen dabei unterstützt werden, ihre neuen Ansätze für Gen- und Zelltherapeutika in die klinische Entwicklung zu bringen. Dazu ist ein so genannter Inkubator mit voll ausgestatteten Laborflächen sowie einem nach GMP-Standards zertifizierten Produktionsbereich geplant. Inkubatoren sind Einrichtungen, die Start-ups in der Gründungsphase begleiten und bei der Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells unterstützen. Die jungen Unternehmen erhalten Beratung zu regulatorischen Anforderungen, klinischen Studien, Patentrechten und Business Development. Für den Betrieb des Inkubators gründen Bayer und die Charité gemeinsam eine öffentlich-private, gemeinnützige GmbH. Die Charité wird 67 Prozent der Anteile halten, Bayer 33 Prozent.

Translationszentrum für bis zu 20 Start-up-Unternehmen

Das „Berlin Center for Gene and Cell Therapies“ vereint Forschung, Entwicklung und Produktion von Gen- und Zelltherapien im Herzen der Hauptstadt. Durch die aktive Einbindung in das Berliner Umfeld mit seinen zahlreichen Einrichtungen der Biomedizin und Gesundheitswirtschaft soll es zu einem kreativen und interaktiven Hub für biotechnologische Innovationen im Bereich neuartiger Therapien werden. Das zehngeschossige Gebäude umfasst auf 18.000 Quadratmetern einen Inkubator mit voll ausgestatteten Labor- und Büroflächen für 15 bis 20 Start-up-Unternehmen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen sowie eine GMP-zertifizierte Produktionsanlage für die Entwicklung von Zell- und Gentherapeutika bis zur klinischen Phase II. Der Baubeginn ist für 2025 vorgesehen.

Bundeskanzler Olaf Scholz erklärt: „Mit dem Startschuss für das neue Translationszentrum feiern wir heute auch eine einzigartige Form der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik. Diese Institution wird Kern eines ganzen Organismus von gen- und zellbasierten Therapien werden.“ Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit ergänzt: „Gezielte Gentherapien, individuelle Krebsimpfungen und neuartige Antikörper-Wirkstoff-Kombinationen werden in Verbindung mit künstlicher Intelligenz eine neue Ära in der Medizin und ganz neue Chancen für Patienten eröffnen. Diese revolutionären Methoden stellen hohe Anforderungen an die Labore, Krankenhäuser und Ärzte. Das Berliner Bayer-Charité-Projekt ist eine ideale Partnerschaft, um gemeinsam zu lernen und schnell voran zu kommen.“ Bill Anderson, Vorstandsvorsitzender von Bayer, fügt hinzu: „Trotz großer Fortschritte in Forschung und Technologie gibt es noch heute viele Krankheiten, die nicht heilbar sind und das Leben vieler Menschen beeinträchtigen. Zell- und Gentherapien sind für diese Menschen eine große Hoffnung. Nur durch enge Partnerschaften über Grenzen hinweg, neue Wege und schnelles Handeln kann uns echter Fortschritt gelingen mit dem Ziel, hoffentlich Krankheiten zu heilen, die lange als unheilbar galten.“

Mehr Zulassungen von Gen- und Zelltherapien angestrebt

Gen- und Zelltherapien zählen zu den wichtigsten Neuerungen im Gesundheitsbereich. Die neuartigen Therapien basieren auf Genen, Geweben oder Zellen und enthalten daher oft lebende Bestandteile. Die deshalb auch als „lebende Medikamente“ bezeichneten Produkte können besser als klassische Arzneimittel individuell auf Patienten ausgerichtet werden und eignen sich besonders für die Behandlung von Erkrankungen, die bisher nicht oder nur schlecht behandelbar waren. Obwohl hunderte klinischer Studien zur Entwicklung von Gen- und Zelltherapeutika laufen, sind bisher nur wenige Produkte in Europa zugelassen. Das „Berlin Center for Gene and Cell Therapies“ von Charité und Bayer will diese Translationslücke schließen.