vfa: China steigt zur weltweit führenden Patentmacht auf

China meldet weltweit fast jedes zweite Patent an, bei Pharma auf US-Niveau

Entwicklung der chinesischen Patentanmeldungen im Pharma-Bereich seit 1980

Eine Auswertung des vfa zeigt, dass die Patentierungsaktivitäten weltweit seit Jahrzehnten zunehmen, auch im Pharmabereich. Wurden 1980 weltweit rund 635.000 Patente veröffentlicht, waren es 2022 bereits 3,4 Millionen. Hauptverantwortlich für diesen Anstieg ist China. Kamen 1980 nur 44 internationale Patentanmeldungen aus dem Land, so entfiel 2022 mit 1,65 Millionen fast die Hälfte der weltweiten Patentanmeldungen auf China. Aus den 27 Ländern der EU, den USA, Japan und Südkorea wurden 1,5 Millionen Patente erteilt. Das sind rund 44 Prozent aller Patente.

Die großen Wirtschaftsräume setzen bei ihren Innovationsaktivitäten unterschiedliche Schwerpunkte. So konzentriert sich Europa auf den Automobil- und Transportsektor. Hinzu kommen Neuerungen im Maschinen- und Anlagenbau. Das drittwichtigste Technologiefeld ist die Medizintechnik. Die USA setzen dagegen vor allem auf Computertechnologie und digitale Lösungen. Medizintechnik, Pharma und Biotechnologie bilden den zweiten Schwerpunkt. China konkurriert mit den USA in zentralen Bereichen der Computertechnologie und digitalen Lösungen. Außerdem spielen die Sensorik und der Maschinenbau eine wichtige Rolle im Innovationsgeschehen. Japan und Südkorea konzentrieren ihre Innovationsaktivitäten vor allem auf elektrische Maschinen. Hierzu zählen auch Patente im Bereich der erneuerbaren Energien.

Pharmazeutische Patentanmeldungen aus China im Jahr 2000 fast verdreißigfacht

Ein Blick auf die Patentaktivitäten in den Bereichen Pharma und Biotechnologie zeigt, dass vor allem die USA und China Ambitionen in diesen Technologiefeldern haben. Nach wie vor sind die USA führend. Aber auch hier zeigt sich der rasante Aufstieg Chinas seit der Jahrtausendwende. Die Patentanmeldungen aus China  haben sich im Pharmabereich seitdem fast verdreißigfacht, in der Biotechnologie sogar mehr als verhundertfacht. In absoluten Zahlen hat China mit den USA gleichgezogen und diese in der Biotechnologie sogar überholt. Einen kontinuierlichen Aufwärtstrend verzeichnen auch Japan und Südkorea, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau. Europa hingegen liegt nach anfänglichem Gleichstand mit den USA seit Mitte der 2000er Jahre sichtbar zurück.

Die massive Förderung einzelner Hightech-Innovationen und -Industrien ist ein wichtiger Grund für den Aufstieg Chinas. Eine neue vfa-Studie hat dies in einem internationalen Vergleich der Industriepolitik im Hightech-Sektor deutlich herausgearbeitet: Allein China pumpt 1,6 Billionen Euro in sein industriepolitisches Großprogramm „Made in China 2025“. Südkorea lässt sich seine Hightech-Förderung rund 700 Milliarden Euro kosten. Auch die USA, Japan und Indien haben erhebliche Mittel bereitgestellt.

Pharmaindustrie als Chance für Deutschland

Dr. Claus Michelsen, Chefvolkswirt des vfa, betont: „Die Aktivitäten setzen den Wirtschafts- und Innovationsstandort Europa unter Druck. Traditionelle Sektoren erleben starke Veränderungen mit Konsequenzen für das Innovationssystem und die Wertschöpfung. Für die Erneuerung des Industrie- und Innovationsstandorts Deutschland kann das eine Chance sein. Denn traditionell vereint Deutschland die Stärken von der Produktentwicklung im Hightech-Bereich mit der Fähigkeit, diese Produkte im industriellen Maßstab selbst zu fertigen. Eine gute Erfolgsaussicht in diesem Wandel ist die pharmazeutische Industrie, die international weniger stark im Fokus industriepolitischer Überlegungen steht und zudem bestens zu den künftigen Erfordernissen einer alternden Gesellschaft passt.“
 

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