BPI und vfa-Umfrage zeigt hohe Bereitschaft zur Teilnahme an klinischen Studien
Freitag, 20. September 2024
| Redaktion
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45 Prozent wären bereit, an einer klinischen Studie teilzunehmen
45 Prozent der Befragten wären bereit, an einer klinischen Studie teilzunehmen, Bild: BPI / vfa

Die Ambitionen Deutschlands, künftig wieder eine größere Rolle bei klinischen Studien mit Arzneimitteln zu spielen, stehen und fallen mit der Bereitschaft der Bevölkerung, an solchen Studien teilzunehmen. Im Auftrag der Pharmaverbände BPI und vfa hat das Meinungsforschungsinstitut Civey untersucht, wie es um diese Bereitschaft bestellt ist. Wichtigstes Ergebnis: Mit 45 Prozent kann sich fast die Hälfte der Befragten vorstellen, an einer Studie teilzunehmen. Bei der tatsächlichen Studienteilnahme gehört Deutschland jedoch zu den Schlusslichtern in Europa. Es wird deutlich: Damit aus der Bereitschaft auch eine Teilnahme wird, müssen Interessierte und angebotene Studien künftig besser zusammengebracht werden.

Fast die Hälfte der Befragten zeigt sich teilnahmebereit

In der repräsentativen Befragung von Erwachsenen im Juni 2024 antworteten 45 Prozent der Befragten auf die Frage „Würden Sie grundsätzlich an einer klinischen Studie teilnehmen?“ mit „eher ja", nur 35 Prozent mit „eher nein"; 20 Prozent waren unentschieden. Größere Unterschiede zwischen den Altersgruppen zeigten sich nicht, lediglich ein leichter Geschlechtsunterschied: 47 Prozent der Männer, aber nur 43 Prozent der Frauen signalisierten Teilnahmebereitschaft.

Die häufigste Motivation zur Teilnahme war erwartungsgemäß der Zugang zu neuen Behandlungsmöglichkeiten. Aber auch die „Unterstützung des medizinischen Fortschritts“ wurde von fast einem Drittel der Befragten als Grund genannt. Unter den Aspekten, die gegen eine Teilnahme sprachen, wurden der Zeitaufwand mit 13 Prozent oder Datenschutzbedenken mit nur vier Prozent auffallend selten genannt. Ihr Wissen über klinische Studien schätzen die Befragten überwiegend skeptisch ein. Nur 26 Prozent bezeichneten sie als „sehr gut" oder „eher gut". Mindestens 70 Prozent der Befragten haben zudem noch nie an einer Studie teilgenommen.

Deutschland kann wieder zur Weltspitze in der Arzneimittelforschung und -entwicklung aufschließen

Prof. Dr. Jens Peters, Geschäftsfeldleiter Klinische Forschung des BPI, kommentiert: „Die unerwartet hohe Bereitschaft, an klinischen Studien bzw. Prüfungen teilzunehmen, macht uns zuversichtlich, dass dieses Thema in Deutschland auch in Zukunft eine große Rolle spielen wird. Uns ist damit klar geworden, dass die grundsätzliche Teilnahmebereitschaft hierzulande kein limitierender Faktor für die Ausweitung der Arzneimittelentwicklung sein wird. Damit kann Deutschland wieder in eine Ausgangsposition gebracht werden, weltweite Spitzenplätze in Sachen Arzneimittelforschung und -entwicklung einzunehmen.“ 

Zentrales Online-Register über klinische Studien

Als wichtigste Quelle für Informationen über klinische Studien generell oder zu konkreten laufenden Studien wurden die behandelnden Ärzte genannt. Auf Rang 2 folgte für allgemeine wie konkrete Informationen das Internet. 

Dr. Mathias Meergans, F&E-Geschäftsführer des vfa, betont: „Die Umfrage zeigt eine Diskrepanz: Patienten hoffen darauf, dass Ärzte sie auf passende Studien hinweisen. Doch die haben oft keine Möglichkeit, dafür langwierig zu recherchieren. Ein gut strukturiertes und laienverständliches Online-Register zu den aktuell in Deutschland laufenden Studien könnte hier Abhilfe schaffen. Patienten könnten darin selbst recherchieren, oder ihre Ärzte könnten das übernehmen. Das Register sollte dafür auch mit den Arzt- und Krankenhausinformationssystemen (AIS und KIS) verknüpft sein. Die Arzneimittelbehörden BfArM und PEI, die ja über alle Studien informiert sind, wären in der besten Position, um ein solches Informationsangebot aufzubauen.“

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